Der Krieg und die Finanzmärkte 2022
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Die aktuelle Lage an den Finanzmärkten
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die derzeitige Lage an den Finanzmärkten wird durch den Angriffskrieg in der Ukraine befeuert. Natürlich weiß niemand, wie lange diese Krise noch andauern wird und welche Folgen uns erwarten. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass es auch in scheinbar machtlosen Situationen besser ist, aktiv zu handeln und zu reagieren, statt abzuwarten.
Wir haben es im Moment mit steigenden Zinsen und hoher Inflation zu tun. Darüber hinaus ist die Pandemie immer noch nicht vorüber. Wie geht es nun weiter und wie soll man sich verhalten?
Absehbar ist schon jetzt, dass die Gas- und Energiepreise weiter steigen werden. Noch schwerwiegender ist jedoch, dass die deutsche Industrie stark ausgebremst wird. Die Auftragsbücher sind zwar voll, doch es fehlt zunehmend an Energierohstoffen und Vorprodukten, um Bestellungen abzuarbeiten und Lieferketten einzuhalten. Das ist eine schlechte und gute Nachricht zugleich. Die schlechte Nachricht lautet: Kurzfristig droht eine Stagnation oder gar eine Rezession. Insbesondere mittelständische Unternehmen, die ausschließlich in Deutschland produzieren und ihren Energieeinkauf nicht international diversifizieren können, leiden unter der sich verschärfenden Gaslieferkrise und den steigenden Preisen. Es gibt aber auch gute Nachrichten: Noch reichen die Energiereserven wohl aus, um in den kommenden zwölf Monaten uneingeschränkt weiter zu produzieren.
Internationale Unternehmen kaufen russisches Öl in einigen asiatischen Ländern mit Preisabschlag ein. Ein Teil der Wahrheit ist eben auch, dass die Welt nicht geschlossen gegen den kriegführenden Kremlherrscher steht. Indien und China zum Beispiel wissen die Weltlage geschickt für sich zu nutzen und stellen Konditionen zum Wohle ihrer eigenen Wirtschaft auf.
Die Säulen für den nächsten Aufschwung stehen nach wie vor: Der derzeitige Abschwung an den Aktienmärkten ist zwar nachvollziehbar. Die Unsicherheit wird wohl auch noch eine Weile andauern. Die Aktienmärkte werden weiter volatil bleiben. Denn die Abverkäufe haben zuletzt historische Ausmaße erreicht. Der DAX hat in den vergangenen zwölf Monaten rund 20 Prozent an Wert verloren. Und der US-amerikanische Aktienmarkt hat nur 1932 während der Großen Depression mit minus 45 Prozent einen noch höheren Kursverlust erlitten als zuletzt im ersten Halbjahr 2022. Doch anders als 1932 ist die derzeitige Krise keine Nachfrage- sondern eine Angebotskrise. Das heißt, dass die Unternehmen nicht Massen unverkaufter Ware in ihren Lagern horten, sondern mit zunehmender Diversifizierung und Erholung des Energiesektors ihre Produktion relativ schnell wieder erhöhen und ihre Ware auch verkaufen können. An Nachfrage mangelt es definitiv nicht.
Natürlich ist ein Ausblick für die nächsten Monate schwierig. Niemand hat eine Glaskugel. Ist die Situation der Unsicherheit aber nicht aus vorangegangenen Krisen bekannt? Seit den 2000er Jahren begleiten uns Krisen in unregelmäßigen Abständen:
- Die „Dot.Com – Krise“ 2002/2003
- Die Finanzkrise 2007/2008
- Die Eurokrise ab 2010
- Die "Coronakrise" 2020
Der Chartverlauf des Deutschen Aktien Index spiegelt diese Krisen wider (s. Bild oben). Obwohl die Stimmungen während der Krisen genauso schlecht war wie aktuelle, erholte sich der Index jedes Mal wieder und das auch recht schnell. Ich persönlich bin überzeugt, dass auch diese Krise vorbei gehen wird, denn keiner der Akteure dieser Welt kann sich diese Krise dauerhaft leisten.
Zum Aktienmarkt bestehen derzeit keine Anlagealternativen. Die Realzinsen sind auf Grund der aktuellen Inflationsrate so niedrig wie noch nie (s. Bild). Die EZB wird nun sehr langsam die Zinsen minimal anheben, aber es sind ihr die Hände gebunden. Die Verschuldungsgrade der europäischen Länder sind sehr hoch, so dass bei hohen Zinsen Staatspleiten drohen (s. Anlage).
Das Börsenjahr 2022 wird keine positive Rendite ausweisen. Wie Sie der beigefügten Anlage ( unten links) von JP Morgan entnehmen können, folgt i. d. R. nach einem negativen Zeitraum recht schnell wieder ein viel länger andauernder positiver Zeitraum. Warum soll das diesmal anders sein, zu Mal es an Alternativen mangelt?
Fazit: Ich kann nur empfehlen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wer sich von den geopolitischen Wendungen nicht einschüchtern lässt und sogar in den kommenden Monaten am Aktienmarkt einsteigt bzw. weiter investiert, wird es langfristig wohl nicht bereuen. Sollten Sie hierzu Sorgen oder Fragen haben, oder Ihr Depot entsprechend anpassen wollen, kommen Sie bitte sehr gerne auf uns zu.
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