KI: wiederholt sich die Dot.com Blase?
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KI: wiederholt sich die Dot.com Blase ?
Ein FFB Bericht
Liebe Leserinnen, liebe Leser des Medycon Infobriefes,
der Start des Jahres 2024 war derart fulminant in Bezug auf die Kursentwicklungen an fast allen Märkten - und das trotz aller aktueller Krisen, Kriegen, Ängsten und Unsicherheiten die uns alle beschäftigen. Die Fidelity Fondsbank hat dazu eine interessante Analyse mit der Zeit um die Jahrtausendwende und dem Platzen der "Internet Blase" erstellt. Davon möchte ich Ihnen einen Auszug zur Lektüre senden.
KI-Euphorie trieb die Aktienmärkte wie kein zweites Thema im vergangenen Börsenjahr.
Viele fühlen sich an die Zeit vor dem Platzen der Dot-Com-Blase erinnert. Zu Unrecht. Denn die Unterschiede sind groß und – wie auch die Chancen von Fondsinvestments.Spätestens seit ChatGPT veröffentlicht wurde, scheint das Thema KI die Fantasie an den Aktienmärkten zu beflügeln, wie kein zweites. Die Indizes weltweit wurden von wenigen Technologietiteln getrieben. Trotz der konjunkturell schwierigen Lage legte beispielsweise der US-Technologieindex Nasdaq 100 auf Jahressicht um mehr als 40 % zu.1
Bei so manchen Anlegerinnen und Anlegern weckt das ungute Erinnerungen, die zur Investitionszurückhaltung führen können. Hat der Aufwärtstrend nicht seit Anfang März gestoppt und die Nasdaq verzeichnet bereits Verluste?1 Ist es nicht nur knapp 25 Jahre her, dass die Dot-Com-Blase platzte? Waren es nicht auch damals Technologietitel, die die Märkte zunächst befeuerten und dann mit sich rissen?
Betrachtungszeitraum 18.03.1994 bis 18.03.2024. Prozentuale Kursentwicklung Nasdaq 100. Illustrativ, in Indizes kann nicht direkt investiert werden. Quelle: Refinitiv/Datastream, Darstellung FFB
Was heute anders ist: Vier wichtige Punkte
Hält man sich die genannten Schwachstellen vieler Unternehmen vor Augen, die nach dem Ende des Dot-Com-Hype scheiterten, wird deutlich, dass bei KI vieles ganz anders ist.
Unternehmen fahren substanzielle Gewinne ein: Unternehmen wie NVIDIA, die heute im Zusammenhang mit KI in aller Munde sind, machen substanzielle Gewinne.3 Und im Falle von NVIDIA ließen sie beim jüngsten Quartalsbericht sogar die hochgesteckten Erwartungen hinter sich. Wobei das Gewinnwachstum das Umsatzwachstum noch einmal übertraf – ein Zeichen für ein höchst einträgliches Geschäftsmodell mit hohen Margen.3 Solche Zahlen stehen im deutlichen Gegensatz zur ersten Phase des Internetbooms, als einfach mit fantasievollen Beschreibungen eines Vorhabens Aktionärsgeld eingesammelt und anschließend verbrannt wurde (die berüchtigte „Cash-Burn-Rate“ bei damaligen Start-Ups).
KI-Anwendungen werden von großen Unternehmen integriert. Schneller lassen sich Märkte mit neuen technologischen Anwendungen kaum durchdringen: Weltweit in ihrem Bereich führende Unternehmen wie Microsoft, große Automobilkonzerne etc. integrieren KI in ihre Leistungsprozesse und Wertschöpfungsketten – der Nachweis der Relevanz von KI wird also heute schon vielerorts erbracht.
KI entwickelt sich bereits seit Jahrzehnten im Hintergrund. In vielen Produkten des täglichen Gebrauchs ist KI bereits integriert und nicht mehr wegzudenken, was die tatsächliche Relevanz dieser Technologie belegt. Hinzu kommt jetzt durch die Phase der „generativen KI" eine deutlichere Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.
KI kann bei vielen langfristigen Herausforderungen der Menschheit helfen. Bereits heute helfen KI-Anwendungen, den immensen und langzeitwirksamen volkswirtschaftlichen und humanitären Herausforderungen der Menschheit zu begegnen. In den Industrieländern ist der Faktor Demografie (Überalterung) ein Hemmschuh für das Wirtschaftswachstum. Der Fachkräftemangel ist ein vielfach beklagter Aspekt. KI kann helfen, die Produktivität einer Volkswirtschaft zu steigern, indem sie Teilaufgaben übernimmt, standardisierte Prozesse beschleunigt und die knappen Ressourcen an „menschlicher Intelligenz“ und Arbeitsleistung für wirklich produktive Aufgaben freisetzt. Die Anwendungen sind darüber hinaus weit gestreut. Auch im Gesundheitswesen kann KI beispielsweise helfen, die Kosten in den Industrieländern in den Griff zu bekommen oder auch die medizinische Versorgung in sich entwickelnden Regionen in der Fläche wesentlich zu verbessern. Prominentes Beispiel ist hier der Einsatz von KI in der diagnostischen Auswertung von bildgebenden Verfahren.
KI ist echter Megatrend – mit mehr als einzelnen Gewinnern
Als Grundlagentechnologie kommt KI sehr breit und diversifiziert zur Anwendung. Diese immense Marktrelevanz macht sie zu einem echten Megatrend, der in der Lage ist, die Weise wie wir leben und wirtschaften auf Jahre zu verändern.
Insofern wird es dem Thema KI nicht gerecht, nur auf einzelne Unternehmen zu fokussieren – seien sie derzeit auch so erfolgreich wie NVIDIA. Denn gerade an diesem Beispiel zeigt sich auch: Ein Geschäft mit hohen Margen wie denen, mit denen NVIDIA die Aktienmärkte gerade erfreut, und besten Wachstumsaussichten ruft den Wettbewerb auf den Plan. Und das von allen Seiten: Tech-Giganten wie Google oder Microsoft arbeiten an der Entwicklung eigener Chips, die es in der KI-Anwendung mit den Produkten von NVIDIA aufnehmen können.5 Start-Ups wie Groq wollen mit spezialisierten Chips für die KI-Sprachanwendung punkten.4,6 Und traditionelle Chiphersteller wie Intel oder AMD arbeiten an einem Verfahren, mit dem sich die für KI-Anwendungen erforderlichen Rechenleistungen kostengünstiger realisieren lassen.4 Das macht deutlich: Bereits im Geschäft der KI-Technologie und Hardware ist viel Potenzial für neue Aufsteiger – und keine Garantie für den Fortbestand der Gewinnentwicklungsdynamik einzelner Unternehmen und der Kursdynamik ihrer Aktien.
Doch das Thema KI treibt auch beileibe nicht nur Produzenten, die Hardware für die KI-Technologie herstellen. Und auch nicht allein die KI-Entwickler. In den nächsten Jahren werden immer mehr die Potenziale in der KI-Anwendung Chancen für Anlegerinnen und Anleger bereithalten. Und hier ist das Feld fast unbegrenzt. In Unternehmen aus praktisch allen Branchen in B2B- und B2C-Märkten schlummern Gewinnpotenziale, die mithilfe von KI-Anwendungen gehoben werden können. Und das geht weit über die heute schon üblichen Möglichkeiten wie Personaleinsparungen bei Call Centern, Erledigung standardisierten Schriftverkehrs, Optimierung von Fertigungsprozessen etc. hinaus.
Unabhängig von der Branche, in der sie tätig sind, wird entscheidend sein, welche Unternehmen sich durch klugen und konsequenten Einsatz von KI Vorteile im Wettbewerb verschaffen können.
Fazit: Mit Fonds lässt sich von KI vielfältig profitieren
Für Anlegerinnen und Anleger in Investmentfonds bietet KI als Megatrend damit langfristig interessante Anlagechancen, ohne sich auf einzelne Werte konzentrieren zu müssen, deren Kurse vielleicht bei ihnen Befürchtungen wecken.
Dabei lassen sich je nach eigener Risikobereitschaft und je nach Einbettung in ein schon breit diversifiziertes Anlageportfolio verschieden fokussierte Vorgehensweisen verfolgen. Mit engerem Fokus können größere Chancen aber auch höhere Risiken einhergehen:
Fokussierte ETFs bieten heute die Möglichkeit, in die globale oder regionale Chipindustrie zu investieren. Hier liegen Chancen und Risiken sehr nahe beieinander.
Sektorfonds oder Sektor-ETFs Technologie können viele Unternehmen enthalten, die im Fokus der Entwicklung von KI und der Produktion erforderlicher Hardware bzw. der Bereitstellung erforderlicher Services stehen. Allerdings immer noch konzentriert allein auf die Technologiebranche.
KI-Themenfonds ermöglichen es dem Fondsmanagement, gezielt Werte für das Portfolio auszuwählen, die jeweils aktuell besonders von der Weiterentwicklung der KI profitieren. Und das unabhängig davon, welcher Branche sie als Hersteller oder Anwender angehören.
Breit diversifizierte Aktienfonds, Aktien-ETFs oder Multi-Asset-Fonds: Diese können ebenfalls aufstrebende „KI-Gewinner“ enthalten (typischerweise ETFs) oder können die mögliche Rolle von KI als Treiber der Gewinnentwicklung einzelner Unternehmen in die Titelselektion mit einbeziehen (typischerweise aktiv gemanagte Fonds). Durch eine breitere Streuung laufen Anlegerinnen und Anleger hier weniger Gefahr, sich zu sehr vom Hype um einzelne Titel oder Sektoren abhängig zu machen.
Quellen: FFB News vom 22.3.2024
Quelle: Refinitiv/Datastream, Stand 18.03.20241
Süddeutsche Zeitung, 10.02.20042
Die Nennung einzelner Unternehmen erfolgt beispielhaft, um Zusammenhänge zu erläutern. Eine Analyse einzelner Unternehmen liegt nicht zugrunde. Es wird mit der Nennung keine Empfehlung zu Kauf oder Verkauf einzelner bezogener Aktienwerte gegeben.3
Manager-magazin, „Nvidia steigert Börsenwert um 277 Milliarden Dollar – an einem Tag“, 23.02.20244
Die Nennung einzelner Unternehmen erfolgt beispielhaft, um Zusammenhänge zu erläutern. Eine Analyse einzelner Unternehmen liegt nicht zugrunde. Es wird mit der Nennung keine Empfehlung zu Kauf oder Verkauf einzelner bezogener Aktienwerte gegeben.5
6 Handelsblatt.de, „Wer Nvidia jetzt gefährlich werden könnte“, 04.03.2024
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